Eine Frau raucht Shisha.Bild: shutterstock
Mindestens 25 Tonnen unlawful in die Schweiz importierten Wasserpfeifentabak registrierte der Zoll in den letzten fünf Jahren. Aber das ist nur die Spitze des Eisbergs.
Henry Habegger / ch media
Eine Spur führt in die Area Zürich-Olten. Mehrere Shisha-Bars und andere Lokale lassen sich im Umfeld des Türken A. ausmachen. Der im Handelsregister eingetragene Zweck der «Unternehmen» ist in der Regel der Betrieb von Eating places, Dancings, Nachtklubs, Motels und Bars sowie der Handel mit Waren aller Artwork.
Der Mann sitzt derzeit in der Schweiz in Auslieferungshaft. Wie ein zweiter Türke, ebenfalls unter anderem im Gastrogewerbe engagiert, wurde er am 22. Mai verhaftet. Sie sollen zum Clan des türkischen Mafiabosses Baris Boyun gehören, der in Italien verhaftet wurde. Der Boyun-Clan finanzierte sich mit Waffenschmuggel, illegalen Wetten und Drogenhandel, er soll für Dutzende von Morden verantwortlich sein.
Die beiden «Schweizer» scheinen wichtige hiesige Vertrauensleute des Bosses zu sein; ihnen werden unter anderem Verstösse gegen das Waffengesetz vorgeworfen. Boyun selbst prahlte in abgehörten Gesprächen unter anderem damit, dass er schwere Waffen in der Schweiz habe und hier auch im Drogengeschäft aktiv sei.
Dazu passt: Strukturen wie Shisha-Bars gelten als Tarnung und Drehscheiben für dubiose Geschäfte und Aktivitäten wie Drogenhandel, Geldwäsche, illegale Glücksspiele und so weiter.
Nicht zuletzt lässt sich aber mit unter anderem aus der Türkei eingeschmuggeltem Shisha-Tabak viel Geld verdienen. Und in der Schweiz sind riesige Mengen davon im Umlauf, wie Recherchen zeigen.
Ein Mann raucht Shisha.Bild: Shutterstock
Shishas in einer Bar.Bild: Shutterstock
Mindestens 25 Tonnen Schmuggelware
In den letzten fünf Jahren habe der Schweizer Zoll «mindestens 25 Tonnen Wasserpfeifentabak beschlagnahmt oder nachträglich besteuert», sagt Simon Erny, Sprecher des Bundesamts für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG). Nicht berücksichtigt seien dabei «die kleinen, nicht deklarierten Mengen im Reiseverkehr, die wir nicht systematisch erfassen».
Die 25 Tonnen sind dabei nur die Menge, die der Zoll nachweisen kann. Dass noch viel mehr Tabak unlawful in die Schweiz kommt, lässt sich aus den Daten zu den versteuerten Mengen im Lauf der letzten zwölf Jahre ableiten.
Im Rekordjahr 2014 wurden laut Zoll 857 Tonnen Wasserpfeifentabak aus Import oder Inlandherstellung in der Schweiz versteuert. Diese Menge ging in der Folge stark zurück. 2016 waren es noch 35 Tonnen. Dies, weil der Zollansatz ab 2015 von 5 Franken auf mindestens 80 Franken professional Kilo erhöht worden battle. Aus Jugendschutzgründen und weil die Steuer vorher in der Schweiz vergleichsweise so tief battle, «dass ein grosser Teil des Tabaks nach dem Import in die Schweiz gleich wieder ins Ausland geschmuggelt wurde», so Zoll-Sprecher Erny.
2017, 2018 und 2019 stieg die Zahl dennoch wieder ein wenig auf 48, 52 und 63 Tonnen an, was Steuereinnahmen in der Grössenordnung zwischen 4,3 und 5,2 Millionen Franken einbrachte.
Verräterischer Anstieg während Covid
«Der legale Import hat nach der Steuererhöhung markant abgenommen», so der Zoll-Sprecher. «Der Umstand, dass der Bedarf an Wasserpfeifentabak wohl kaum im gleichen Umfang abgenommen hat, bringt uns zur Annahme, dass erhebliche Mengen unversteuert in die Schweiz gelangen.» Eine Bestätigung dieser Annahme sieht der Zoll in den Zahlen der Covid-Jahre. 2020 und 2021 nahm der legale Import nämlich plötzlich wieder stark zu: Auf jeweils mehr als 92 Tonnen. Zoll-Sprecher Erny: «Wir führen das auf die teilweise geschlossenen Grenzen zurück, was zumindest zwischenzeitlich den Schmuggel, welcher im Reiseverkehr erfolgt, erschwert haben dürfte.»
Der Schmuggel kam danach offenbar wieder auf Touren. Die versteuerte Menge sank nämlich wieder: 2022 betrug sie 67 Tonnen, 2023 noch 56 Tonnen. Additionally etwa 40 Tonnen weniger als während Covid.
Wasserpfeifentabak besteht aus Rohtabak, Feuchthaltemitteln wie Glycerin und Aromen. Oft kommt der importierte Tabak aus dem Orient, aus Ländern wie der Türkei oder den Arabischen Emiraten. Es gibt auch Hersteller in der Schweiz. Professional Shisha-Ladung werden zwischen 10 und 20 Gramm dieses Tabaks geraucht. Rechnet man mit 20 Gramm, entsprechen die 25 Tonnen Schmuggeltabak additionally 1,25 Millionen Rationen.
Der Shisha-Tabak wird zu einem stattlichen Preis verkauft. In den Etablissements um den Türken beispielsweise, der dem Boyun-Clan angehören soll, kostet eine Shisha 25 Franken oder mehr, was branchenüblich ist. Insgesamt geht es additionally um hohe Millionenbeträge.
Und die Clans nutzen kriminelle Synergien. Experten wie der Berner Fremdenpolizeichef Alexander Ott sagen, dass Shisha-Bars, Barbershops und Dönerläden oft zusammenhängen und auch das Private unter sich austauschen. Zoll-Sprecher Erny bestätigt: «Es gibt tatsächlich Hinweise darauf, dass die Schmuggler von Wasserpfeifentabak auch in andere Schmuggelaktivitäten oder kriminelle Aktivitäten verwickelt sind. Wir arbeiten darum eng mit den kantonalen Polizeikorps zusammen.»
Hinweise auf illegale Tabakproduktion in der Schweiz
Frankfurter Zollfahnder hoben im Februar zwei illegale Produktionsstätten für Shisha-Tabak aus. In der Schweiz gelang ein solcher Schlag bisher nicht. Aber der Zoll-Sprecher bestätigt: «Es gibt Hinweise darauf, dass eine solche Produktion auch in der Schweiz stattfindet.»
Verstösse würden in der Regel mit Bussen geahndet, so Zoll-Sprecher Erny. 2021 etwa stiess der Zoll in einem Fall auf 11 Tonnen nicht korrekt deklarierten Wasserpfeifentabaks. 6 Tonnen wurden vernichtet, weil der Beschuldigte die fälligen Abgaben nicht zahlen konnte. «Derzeit wird ein grösserer Fall in der Area Basel untersucht», so der Zoll. Nach Abschluss der Untersuchung werde entschieden, ob man den Fall vor Gericht bringe.
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